Warum keine Salzsäuredosierung gegen Fadenalgen?

 

Wer von Chemie und von Wasserchemie keine oder nur sehr wenig Kenntnisse ("Ahnung") hat, sollte nichts über Säuredosierung am Teich erzählen oder schreiben. Leider passiert es doch ...

 

Einleitung:

Ständig wird publiziert, dass Salzsäure gegen Fadenalgen das Maß aller Dinge sein. Aus diesem Grund wird heute leider oft damit gearbeitet. Warum Salzsäure nicht das Maß aller Dinge ist, werde ich im folgenden erläutern.

 

Bei diversen Veröffentlichungen frage ich mich immer wieder, wo und wie weitreichend die chemischen Kenntnisse sind, vor allem in der Wasserchemie. In meinen Chemiestudium habe ich viele Monate mich damit beschäftigt und es war nicht immer einfach.

 

Heute wird oft ganz lapidar von der Salzsäuredosierung im Teich gesprochen. Hinterfragt man mal genauer warum Salzsäure genommen wird, bekommt man oft ausweichenden Antworten. Oft hört man  „... das steht doch in/auf ...“, „... hat man mir so empfohlen...“, „... machen doch alle ...“ usw. Eine fachliche Aussage erhält man oft nicht.

Dann gibt es Aussage „... senken ... den pH des Teichwassers unter 7, dann stellen die Fadenalgen ihr Wachstum ein ...“. Somit dürfet es ja keine Fadenalgen mehr geben bei pH <7. Dies stimmt aber nicht und ist absolut falsch. Auch bei einem pH-Wert von unter pH 6 wachsen Fadenalgen, wie z.B. viele Aquarianer bestätigen können.

 

Allgemeines:

Generell wird durch eine Säuredosierung, egal welche Säure, nicht die Ursache für die Fadenalgen bekämpft, sondern nur die Erscheinung. Gerade dieser Punkt wird nicht deutlich genug hervorgehoben. Eine Frage an Sie: Drehen Sie das Radio lauter, wenn Ihr Auspuff am Auto ein Loch hat? Eigentlich nicht, aber mit einer reinen Säuredosierung gegen Fadenalgen macht man nichts anderes. Das Ziel muss sein, die Ursache für die Fadenalgen zu finden und diese zu beseitigen und nicht nur den pH-Wert zu senken. Der pH-Wert in meinem Teich liegt bei 8,2 – 8,4, ohne Fadenalgen in Meterware, sie sind max. 2 cm lang. Das Ziel muss sein, den Nitrat- und den Phosphatgehalt zu senken, weil sie das Algenwachstum extrem fördern. Der Wasserwechsel ist hier die einfachste Methode.

 

Kochsalz/Chloridgehalt:

Wenn von der Salzsäuredosierung (HCl) gesprochen wird, ist die Dosierung von Natriumchlorid (NaCl), auch Kochsalz genannt, nicht weit. Natriumchlorid ist ein Medikament und darf somit nicht einfach im Frühjahr als vorbeugende Maßnahme in das Teichwasser dosiert werden, weil es später, wenn es wirken muss, deutlich schlechter wirkt. Wer heute eine pauschale Kochsalzdosierung (vor allem im Frühjahr) empfiehlt weis aus meiner Sicht nicht von was er da spricht. Nach einer Behandlung mit Kochsalz muss nach 2-5 Tagen mit einem gründlichen Wasserwechsel begonnen werden um das Natrium (Na+) aber vor allem das Chlorid (Cl-) wieder aus dem Wasser zu entfernen. Im Süßwasser liegt der Chloridgehalt meist zwischen 5 – 30 mg/L. Dosiert man nun 1 kg Natriumchlorid auf 1000 Liter Wasser, d.h. 0,1%, so werden dem Wasser 606 mg/L Chlorid zugeführt !!! Dies ist meist das 20 - 120fache der üblichen Konzentration im Ausgangswasser.

 

Salzsäure:

Salzsäure ist leicht flüchtig (oft rauchend) und die Dämpfe sind extrem schädlich für den Menschen. Auch werden alle Geräte in der Umgebung durch die Dämpfe verätzt. So ist beim Umbang ein Atemschutz zu tragen, weil sonst die Atemwege verätzt werden. Metalle rosten sehr schnell und die Elektronik von Dosierpumpen oder von Steuereinheiten können beschädigt werden. Die Räume müssen sehr gut zwangsbelüftet sein.

Dosiert man nun Salzsäure in den Teich, steigt der Chloridgehalt teilweise erheblich an, wenn nicht mit einem wöchentlichen oder täglichen Wasserwechsel gegengesteuert wird. Nur leider wird der Chloridgehalt des Wassers oft nicht gemessen, wenn Salzsäure dosiert wird und Koi können nicht schreien. Somit erhöht man mit Salzsäure einen Stoff im Teichwasser, welcher dort kaum vorhanden ist. Chlorid ist im Teich viel geringer vorhanden als z.B. Nitrat oder Sulfat.

 

Schwefelsäure:

Schwefelsäure ist nicht flüchtig (nicht rauchend), somit werden die Atemwege auf diesem Weg nicht geschädigt.

Wenn Schwefelsäure (H2SO4)  dosiert wird, wird nur die Hälfte an Säure benötigt um den pH-Wert um den gleichen Wert zu senken.

Der Grund ist ganz einfach. Salzsäure (HCl) liegt als H+ und Cl- vor. Somit hat Salzsäure nur ein Proton „H+“ um den pH-Wert zu senken. Schwefelsäure (H2SO4)  liegt als 2 H+ und als Sulfat (SO42-) vor hat zwei Protonen „2 H+“. Somit senkt die gleiche Menge an Schwefelsäure den pH-Wert viel schneller als eine vergleichbare Menge Salzsäure, d.h. man benötigt viel weniger Säure

 

 

Fazit:

Auch wenn Chlorid-Ionen für einige Lebewesen besser verträglich ist als Sulfat-Ionen, sollte man doch am Besten von dem Dosieren, was eh schon mehr im Wasser drin ist, nämlich das Sulfat. Vor allem wenn nur halb soviel Sulfat in das Wasser kommt als Chlorid, weil nur die Hälft an Schwefelsäure benötigt wird wie von Salzsäure um den gleichen Effekt zu erzielen. Somit werden mit Schwefelsäure dem Teichwasser viel weniger unnötige Stoffe zugeführt als mit Salzsäure.

 

      

 

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