Algenprobleme im Süßwasseraquarium
Dipl.-Ing. (FH) Lars Sebralla
www.lars-sebralla.de
Beseitigung der Algen
Eine Beseitigung der Algen hat, wie bereits eingangs erwähnt, nur dann einen Sinn, wenn vorher oder gleichzeitig die Ursachen für den Algenwuchs beseitigt werden. Die Entfernung von Nahrungsgrundlagen ist die sinnvollste Methode. Durch den Entzug von Nitrat und Phosphat nehmen auch die Algen im Aquarium sofort stark ab. Die Beleuchtungskörper sollten nicht länger als oben angegeben verwendet werden. Der Einfall von direktem Sonnenlicht ins Aquarium muß verhindert werden.

Der Einsatz von algenfressenden Fischen ist auch möglich. Der Wabenschilderwels (Pterygoplichthys gibbiceps) frißt vor allem flächig wachsende Algen und kurze Fäden. In einer Größe von 5 cm (nicht größer) eingesetzt, erreicht er bereits nach wenigen Wochen eine Verdopplung seiner Körperlänge bei starker Reduzierung der Algen. Diese Algen scheidet er als lange Kotfäden wieder aus. Ein Tier ist gewöhnlich für ein 120 cm langes Aquarium ausreichend, da dort seine Endgröße bis 30 cm betragen kann. In kleineren Aquarien paßt er sich an. Auch wenn der Wels groß ist, frißt er immer noch Algen, im Gegensatz zum Blauen Antennenwels (Ancitrus dolichopterus).
 

Wabenschilderwels (Pterygoplichthys gibbiceps)



 
 
 

Blauer Antennenwels (Ancitrus dolichopterus) juvenil, noch frisst er Algen

Die siamesische Rüsselbarbe (Crossocheilus siamensis) frißt vor allem Fadenalgen. Da es sich um gesellige Fische handelt, müssen mindestens fünf Exemplare gepflegt werden. Beim Kauf ist darauf zu achten, daß der schwarze Körperstrich bis in die Schwanzflosse reicht. Die Tiere sollten in einer Größe von 3 cm eingesetzt werden und erreichen in einem 120 cm langen Aquarium eine Körperlänge von ca. 10 bis 15 cm.
 

Siamesische Rüsselbarbe (Crossocheilus siamensis)




Algenmagnete eignen sich nur bedingt, wenn sich auf der Innenseite ein Schwamm befindet. Fällt dieser Magnet durch zu schnelle Reinigungsbewegungen in den Bodengrund, so verbleiben kleine Steine im Schwamm. Wird jetzt die Scheibe gereinigt, dann erzeugen die Steine Kratzer in der Scheibe, hörbar durch ein unangenehmes Quitschen. Ein Magnetreiniger mit Klinge vermindert dieses Risiko stark. Das Befestigen des Magneten mittels eines Bindfadens verhindert das Herunterfallen. Bei Klingenreinigern, im Magnet oder am Stab, muß darauf geachtet werden, daß bei der Reinigung der Scheiben nicht das Silikon der Klebenähte verletzt wird. Somit dürfen die Klingen nicht bis zum Rand des Klingenreinigers gehen. Dies verhindert eine Verletzung der Silikonnaht.

Für die Reinigung der Frontscheibe ist feine Filterwatte gut geeignet. Durch den weißen Hintergrund werden die Algen auf der Scheibe leicht sichtbar. Kommt die Watte mit dem Bodengrund in Berührung, wird sie weggeworfen und frische Watte für die weitere Reinigung verwendet. Auf Dekorationsgegenständen können die Algen zwar mechanisch, etwa mit einer Bürste, entfernt werden, aber sie wachsen sofort wieder nach. Man entfernt sie chemisch außerhalb des Aquariums. Blätter mit Algen werden einfach entfernt.

Die Anwendung von Chemikalien im Aquarium ist nicht ohne Risiko. Algen sind ja Pflanzen, und nun werden Pflanzen abgetötet! Empfindliche Pflanzen, Fische oder Schnecken vertragen manche Wirkstoffe nicht. Eine chemische Beseitigung im Aquarium sollte nur als allerletzte Maßnahme angewandt werden und führt nur zum Erfolg, wenn die Ursachen vorher beseitigt wurden. Oft erübrigt sich jedoch jede Maßnahme nach der sinnvollen Veränderung des Milieus. Dekorationsgegenstände wie Wurzeln und Steine entfernt man aus dem Aquarium und spült sie mit heißem Wasser ab. Nach kurzem Antrocknen werden die Gegenstände mit Eichenextrakt oder Essigessenz befeuchtet. Aber Vorsicht – unbedingt Handschuhe tragen und die Augen mit einer Brille schützen! Nach ca. einer Stunde werden die Gegenstände mit gründlich heißem Wasser gereinigt und noch ca. eine Stunde lang gewässert. Diese Methode ist nur bei Naturprodukten wie Wurzeln und Steine anzuwenden. Jetzt sind sowohl die Algenfäden abgetötet, als auch der Fuß der Algen. Man entfernt die Algen mit einer Bürste, den Rest erledigen die Welse mit Genuß. Zeolit ist ein farbloses Naturgestein aus einer Verbindung von Alkali- bzw. Erdalkalimetallen mit Aluminium und Silikaten. Zeolite wirken wie ein Ionenaustauscher. Bei dem Einsatz von Zeolit im Aquarium können große Mengen an Aluminium und Kieselsäure in das Wasser gelangen und das Wasser stark belasten. Die Sporen ("Ableger") der Algen können mittels eines UV-Wasserklärer abgetötet werden. Somit wird die Verbreitung der Algen stark eingeschränkt. Die Algenblüte (siehe oben) kann sehr effektiv mit UV-Wasserklärer behandelt werden und verschwindet oft bereits nach 2 bis 3 Tagen
 

Ein elegantes und wirkungsvolles Verfahren, den Wasserkreislauf von organischen Abfallstoffen (Eiweiße und Kohlenhydrate) zu entlasten, ist ein neu entwickeltes Abschäumverfahren für Süßwasser. Aus dem Bereich der modernen Meerwasseraquaristik sind Abschäumverfahren seit Jahren bekannt. Der Firma febi-Aquatechnik ist es nun gelungen, diesen technischen Fortschritt auch für Süßwasseraquarien nutzbar zu machen. Mit den febi-Abschäumern kann man große Mengen der anfallenden organischen Abfallstoffe abschäumen, bevor die bakterielle Fäulnis beginnt. Hierbei muß man bedenken, daß diese Stoffe dem Wasserkreislauf endgültig entzogen werden, bevor sie bakteriell in Nitrate, Phosphate, usw. umgewandelt werden können.

Der äußerst nützliche Abschäumprozeß kann durchgeführt werden, weil die Schmutzstoffe (Eiweiße und Kohlenhydrate) in Form von Makromolekülen vorliegen, die oberflächenaktiv sind und die Tendenz haben, sich an Grenzflächen abzuscheiden und niederzuschlagen. Diese Stoffe konzentrieren sich z. B. auch an unbewegten Wasseroberflächen oder als schleimige Niederschläge an den Seitenscheiben. Reines Wasser hat grundsätzlich die Eigenschaft, aufgrund der sogenannten Oberflächenspannung stets die kleinstmögliche Form, nämlich die eines Tropfens, zu bilden. Diese Tendenz ist im Süßwasser aufgrund der höheren Oberflächenspannung noch stärker ausgebildet als im Meerwasser. Im Gegensatz hierzu lassen sich die oberflächenaktiven Schmutzstoffe (Eiweiße und Kohlenhydrate) viel eher zu stabilen Schmutzblasen konzentrieren. Voraussetzung hierfür ist allerdings, daß die erforderlichen "Grenzflächen" in Form möglichst vieler Luftbläschen angeboten werden, damit sich die Schmutzstoffe als dünner, umhüllender Film anlagern können. Aufgrund der hohen Oberflächenspannung im Süßwasser zerplatzen diese Schmutzbläschen sehr leicht. Eine Neuentwicklung macht es möglich, das vorzeitige Zerplatzen der Schmutzbläschen zu verhindern. Im Schaumreaktor werden die aufsteigenden Schmutzbläschen durch sogenannte Adhäsionskräfte stabilisiert. Dadurch wird die Abtrennung aus dem Wasserkreislauf ermöglicht. Durch die hohe Oberflächenaktivität der Schmutzbläschen kommt es auch zur Anlagerung von anderen Substanzen, etwa Schwermetallen (z. B. Kupfer, Zink), Sedimenten, Farbstoffen usw., die ebenfalls dem Kreislauf endgültig entzogen werden. Positiver Nebeneffekt ist ein effektiver Sauerstoffeintrag. Die AquaSkimmer und TurboSkimmer bestehen aus der Abschäumereinheit und einem integrierten Biofilter.
 


 

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